Die Waldorfpuppe als Begleiter des Kindes

Die Waldorfpuppe als Begleiter des Kindes

Über die Stoff- Waldorfpuppe

Was ist eigentlich der Unterschied zwischen einer wirklichen Waldorfpuppe und der Stoffpuppe aus natürlichen Materialien.. oder gibt es den gar nicht?

Warum geben wir den Kindern schon seit Urzeiten Puppen in die Hand? Und  warum überlegen Eltern heute mehr denn je ganz bewußt, welche  Puppe es genau sein soll, für ihr  einzigartiges Kind ?

Da wir alle heute mehr und bewußter darüber nachdenken , was für unsere Kinder richtig ist und der Trend immer mehr weg geht von in  Massenproduktion hergestellten Spielzeugen, können diese Gedanken und Ausführungen vielleicht hilfreich sein bei der Entscheidung, welche Puppe in welcher Ausführung und Farbgestaltung Ihr, liebe Eltern, für Euer Kind aussucht oder individuell anfertigen lassen möchtet. Diese Gedanken spielen gerade bei einer Waldorfpuppen schon immer eine Rolle und es lohnt sich einmal nachzuforschen, wieso das so ist.

Was bedeutet eine Puppe für ein kleines Kind? Sie ist sein stiller Begleiter und Freund, der alles miterlebt — sich freut , traurig  ist — lachen oder weinen kann. Das bedeutet, dass das Kind mit seiner Phantasie Erlebnisse, Stimmungen und Gefühle in der Puppe wieder- oder auch miterlebt.

Wer sich nun das immer starr lachende Gesicht einer perfekt bis ins Detail ausgeformten Plastikpuppe vorstellt, kann nachvollziehen, dass es für die Phantasie des Kindes schwer ist, eine solche Puppe z. b. trauern zu lassen. Die Waldorfpuppe ist aus eben diesem Grund nur sehr zurückhaltend ausgestaltet. Augen und Mund sind nur angedeutet, es gibt keine langen Wimpern oder Kulleraugen.

Wenn ein Kind mit so einer Puppe „kommuniziert“, können die Phantasiekräfte sie regelrecht lebendig teilnehmen lassen an allen Erlebnissen — auch in ihrer gefühlsmäßigen Vielfalt.

Eine besondere Bedeutung maßen die Waldorfpädagogen der ersten Stunde der Schlichtheit und Einfachheit in der Gestaltung des Gesichtes bei. Einfach angedeutet sollten Mund und Augen sein, damit das Kind all seine Gefühlsregungen wie in einem Spiegel in seiner Puppe miterleben kann, als seinem engsten Begleiter und Freund.
Ebenso viel Gewicht wurde auf die Farbgestaltung gelegt… entsprechend den Temperamenten konnte man so eine Puppe als idealen Spielgefährten ganz individuell für jedes Kind erschaffen.

 

Gedanken über die ursprüngliche Bedeutung der Waldorfpuppe

Was meinten die Begründer der Waldorfbewegung damals damit, als sie von der Bedeutung der Puppe für das kleine Kind sprachen:

Hierzu einige Zitate vom Begründer der Waldorfbewegung Rudolf Steiner
*Für das Kind ist die Puppe ein Gegenüber und kann je nach Alter und Entwicklung des Kindes anders aussehen. Sie darf nicht zu stark ausgestaltet sein, um die Phantasie des Kindes anzuregen.*
oder: „Das Kind verödet innerlich neben der schönen Puppe, weil da für seine Phantasie nichts übrig bleibt…“An anderer Stelle sagt er in einem Vortrag:
„Oder man kann eine so genannte „schöne“ Puppe mit echten Haaren und bemalten Wangen kaufen und sie dem Kinde geben. Es braucht hier gar nicht einmal davon gesprochen zu werden, dass diese Puppe natürlich doch scheußlich ist und den gesunden ästhetischen Sinn für Lebenszeit zu verderben geeignet ist. Die Haupterziehungsfrage dabei ist eine andere. Wenn das Kind die zusammengewickelte Serviette (hier meint er eine sehr einfache Zippfelpuppe -Anmerkung der Autorin) vor sich hat, so muss es sich aus seiner Phantasie heraus das ergänzen, was das Ding erst als Mensch erscheinen lässt. Diese Arbeit der Phantasie wirkt bildend auf die Formen des Gehirns. Dieses schließt sich auf, wie sich die Muskeln der Hand aufschließen durch die ihnen angemessene Arbeit. Erhält das Kind die so genannte „schöne Puppe“, so hat das Gehirn nichts mehr zu tun. Es verkümmert und verdorrt, statt sich aufzuschließen.*

Und die Waldorfpuppe heute?

Wenn man sich in diesem Sinne einmal anschaut, was man heute im Internet oder auch in Läden unter der Bezeichnung  Waldorfpuppe so alles finden kann ist das manchmal schon wirklich erstaunlich…
Da findet man z.b. Anleitungen um eine *Waldorfpuppe* zu nähen, in denen mit synthetischem Vlies gearbeitet wird.
Macht schon das alleine eine Waldorfpuppe aus, wenn sie ganz aus textilem Material gemacht ist? Oder sollte es wenigsten *Naturmaterial* sein, damit man so einem Namen gerecht wird? Oder man sieht *Waldorfpuppen* mit großen aufgemalten Kulleraugen und Löckchenperücken, die ein Kussmündchen machen.

Ebenso findet man im Internet eine wahre Flut  von Stoffpuppen, die sich fast alle * Waldorfpuppen* nennen, mit stark gezeichneten Gesichtern, Nasen, aufgefilzten Wangen und Lippen und Ohren. Das sind oft wirklich sehr schöne und kunstvolle Puppengesichter. Nur: wie kann man das mit der eigentlichen Bedeutung der Waldorfpuppen in Einklang bringen?

Ich denke, es bedarf sehr viel an Überlegungen und Einfühlung, um Puppen zu schaffen, die wirklich der ursprünglichen und inneren Bedeutung von dem was eine Waldorfpuppe sein könnte, nahe kommen.

Meine Bemühungen, die  vermehrten Anfragen nach Puppen mit Nasen, Bauchnabel und Popo zu erfüllen und gleichzeitig doch ein wenig vom der Ursprünglichkeit der Waldorfpuppe zu erhalten sind zur Zeit eine große Herausfordung an meine Arbeit. Ich möchte nicht  alle diese Wünsche der Puppenmamis unerfüllt lassen … ich möchte aber auch nicht zu sehr von meinem Anspruch abweichen, dass Puppen Raum für Phantasie und Projektion der Kinder lassen.

Da meine Puppen nach Art der Waldforfpuppen keine in tausendfacher Ausführung produzierten Massenanfertigungen sind, sondern eine jede Puppe oft ganz individuell einzeln ausgestaltet wird, lege ich sehr viel Wert darauf, bei der Bestellung von Wunschpuppen alle diese Überlegungen in  meine Arbeit einfließen zu lassen. Dies kann in seiner pädagogischen Bedeutung bis hin in die Farbauswahl und die Berücksichtigung des Temperamentes eines Kindes gehen. Für jedes Kind kann etwas Besonders von Bedeutung sein.

Die Waldorfpuppe für Dein besonderes Kind

Ich hab im Laufe der vielen Jahre, in denen ich nun schon Stoffpuppen nach Art der Waldorfpuppen anfertige schon viel erfahren und experimentiert. Idealerweise läuft eine Bestellung für eine Wunschpuppe in engem Kontakt mit den Eltern ab.

Meine erste Waldorfpuppe genäht 1991 im Waldorfseminar Mannheim

Oft erzählen mir die Eltern bei der Bestellung einiges über ihr Kind, für das die Puppe ausgesucht werden soll. Sie zeigen mir Bilder des Kindes und gemeinsam besprechen wir, was wohl für dieses Kind die richtige Puppe sein könnte. Ich freue mich immer wieder, wenn ich miterlebe, mit welchem großen  und ernsten Interesse die Eltern überlegen und abwägen. Zusammen kommt dann das Bild der Wuschpuppe zutage und ich arbeite dann mit viel Freude diese ganz individuelle Wunschpuppe.

Ebenso habe auch schon viele Puppen entsprechend den Temperamenten hergestellt. Dazu ein paar Beispiele:

Die eher dunkelhaarige Puppe mit kräftigen Gliedmaßen und rotem Kleidchen drückt das cholerische Temperament aus, während die  feingliedrige zartblonde Puppe in heller lichter Bekleidung eher eine melancholisch- ruhige Ausstrahlung zeigt. Grünliches Kleidchen und rote Haare könnten sehr schön das sanguinischen Temperament wiederspiegeln, während blaue Farben und ebenfalls helles Haar dem phlegmatischen Temperament entsprechen würden.


All diese Gedanken sind als ein Prozess, eine Weiterentwickung zu verstehen. In dem Sinne, dass meine Produkte immer besser werden sollen und es mir immer besser gelingt, Moderes und Ursprüngliches für meine Waldorfpuppen miteinander in Einklang zu bringen.

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